Luhmann, bekanntlich oftmals als Konservativer abgestempelt, ist in Wahrheit das genaue Gegenteil eines konservativen Denkers. Nur ein Beispiel: Foucaults berühmte Wette, dass „der Mensch verschwindet wie am Meeresufer ein Gesicht aus Sand“ (Foucault, Die Ordnung der Dinge, in: ders., Die Hauptwerke, FfM 2008, S. 463), löst Luhmann, vielleicht hundert Jahre seiner Zeit voraus, bereits ein und destruiert gleichsam die überkommene Demarkation zwischen Mensch und Tier. Dass er dennoch als Konservativer abgestempelt wird, reizt zur Koketterie, um die Kritik zu forcieren, ihr insgeheim in die Karten zu spielen, um sich dann über ihr gnadenloses Missverständnis amüsieren zu können. Eine derartige Verschmitztheit würde Luhmann nur recht stehen. Gegenstand der Koketterie ist in nicht wenigen seiner Werke offensichtlich ein Ehepaar mit klarer, gut konservativer Rollenverteilung. In Die Moral der Gesellschaft behandelt Luhmann das Erwarten von Erwartungserwartungen, also das dreistufige Reflexivwerden der Erwartung. Continue reading “Luhmanns Ehepaar”