Spülmaschinenkonflikte

Die Spülmaschine ist ein Konfliktauslöser erster Güte. An ihr kristallisieren sich Zank und Zwietracht wie an keinem zweiten Haushaltsgegenstand. Unstimmigkeiten entzünden sich an differenten Vorstellungen über die sachgemäße Erreichung der beiden Zielgrößen des Spülmaschinenbetriebs: Packdichte und Sauberkeit. Es soll möglichst viel in die Spülmaschine, doch mit zunehmender Packdichte überlagern sich die zu spülenden Gegenstände und können nicht hinreichend gereinigt werden. In zumeist gleichbleibender Besetzung treten die Streitpartner dann jeweils für den Designationswert Sauberkeit ein und erwehren sich einer zu hohen Packdichte – oder eben umgekehrt. Einer platten Intuition folgend würde man dann mutmaßen, dass Männer eher auf Packdichte setzen, während Frauen für Sauberkeit eintreten und allzu gewagten, verschachtelten Aufbauten von verschmutzten Küchengegenständen eher skeptisch gegenüberstehen. Dabei besteht das Risiko einer zu hohen Packdichte einzig im Überbleiben kleiner, mit dem Fingernagel leicht zu entfernender Knusen an wenigen Geschirrstücken. Das Risiko einer allzu strikten Sauberkeitsdoktrin dagegen besteht schlicht darin, ein wenig schmutziges Geschirr auf die jeweils nächste Spülfuhre aufschieben zu müssen. Diese offensichtlich gänzlich harmlosen Risiken sind kaum in ein Verhältnis zu setzen mit der aggressiven Leidenschaftlichkeit und Konstanz der Konflikte um die Spülmaschine. So steht zu vermuten, dass gerade in gut funktionierenden Paarbeziehungen, in denen substantielle, personenbezogene Streitanlässe überwiegend fehlen, die Spülmaschine zur Konsolidierung eines Streitgegenstandes herangezogen wird, anhand dessen Disharmonien provoziert werden können, an deren raschen Ausräumung man dann wiederum beweisen kann, wie harmonisch die Beziehung ist.